40. Jubiläumsausstellung 2009 : Vernissage

Eröffnungsrede – zum 40. Jubiläum / Jahresausstellung 2009 des Kreis 34

von Rainer Lynen

am 25.10.2009 im Künstlerhaus mit Galerie e.V., Göttingen

Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin, sehr geehrter Herr Baensch, haben Sie herzlichen Dank für Ihr Wohlwollen und die schönen Grußworte

bevor ich jetzt zu meiner Eröffnungsrede anhebe, zwei Dinge:

1. dies ist eine Jubiläumsveranstaltung, und da dauert dann alles etwas länger, und

2. vergessen Sie bitte nicht, daß Sie Bilder gewinnen und mit nach Hause nehmen können, also kaufen Sie Lose von unserer Tombola

Liebe Besucherinnen und Besucher, Kunstinteressierte, Freundinnen und Freunde des Kreises 34 –

wir vom Kreis 34 haben mit unserer Jahresausstellung wieder die Gelegenheit, uns und das Künstlerhaus der Stadt Göttingen, den Göttinger Bürgern und Bürgern der Region ins Bewußtsein zu rufen. In Göttingen passiert ja viel. Meine Frau Greta und ich lesen oft genug an den Folgetagen in der Zeitung, was wir alles verpasst haben. Für heute kann ich sagen, daß parallel zu uns der Göttinger Literaturherbst noch nicht zuende ist, gleichzeitig laufen Veranstaltungen in der Pauliner Kirche, und im Alten Rathaus eröffnet gerade der Kunstverein eine Ausstellung. Das ist jetzt, glaube ich, der richtige Moment, zu sagen, daß wir uns sehr freuen, daß sie alle hier sind.

Bevor ich eine eventuell entstandene Verwirrung über das wahre Alter des Kreises 34 vervollständige, möchte ich mich herzlich für die Unterstützung durch unsere Sponsoren bedanken, das sind die Stadt Göttingen, das ist die Sparkasse Göttingen, und das ist der Lanschaftsverband Südniedersachsen. Ohne deren Unterstützung hätte diese Veranstaltung einen etwas schmaleren Rahmen gehabt. Und bedanken möchte ich mich unbedingt bei Joe Pentzlin, daß er unsere Eröffnung anfetzt und aufpeppt. Bitte einen Beifall für Joe Pentzlin.

Als nächstes kommt jetzt die Nummer mit der 34. Warum 34. Das war eine Idee von Henry Hinsch und unseren Gründervätern. Die 34 entspricht der alten Göttinger Postleitzahl. Damals war es chic, solche Vereinigungen mit Zahlen zu benennen, damals, also 1969, da existierte auch noch die literarische Gruppe 47, in der sich die namhafte deutsche Nachkriegsliteratur versammelte. Und weil ich jetzt im Jahr 1969 angekommen bin, muss ich Ihnen erklären, warum wir meinen, in diesem Jahr unseren 40. Geburtstag zu feiern.

Ursprünglich hatte der Kreis 34 mehr mit Literatur zu tun. Zu den literarisch aktiven Gründungsmitgliedern gehörte z.B. Erika Meyer-Bothling. Man traf sich bei Henry Hinsch und Rudolf Petrikat in der Kurzen Geismarstraße in deren Galerie am Wall. Von dort aus wurde der Kreis 34 gegründet, das Künstlerhaus gab es damals noch nicht, und zu meiner Erschütterung muss ich sagen, schon im Jahr 1966, da wurde gerade unter Kurt-Georg Kiesinger die erste große Koalition gebildet, also 1966 wurde der Kreis 34 als eingetragener Verein gegründet.

Nun könnten Sie sagen, na dann können wir ja wieder gehen, der Kreis 34 hat ja gar kein Jubiläum, die sind ja nicht 40 sondern schon 43 Jahre alt. Jetzt muss ich leider einen etwas umständlichen Schlenker machen. Wie Sie ja anhand dieser Ausstellung und anhand aller unserer Ausstellungen in den letzen 15 Jahren feststellen können, haben wir mit Literatur nichts mehr zu tun. Wir beschäftigen uns mit bildender Kunst, mit Malerei, Bildhauerei und Plastik, und mit Fotografie. Und das ist so erst seit 1969 der Fall. Mit bildender Kunst hatte der Kreis 34 sein erstes öffentliches Auftreten im Jahr 1969. Seit ich den Kreis 34 kenne, hat er sehr viel mit bildender Kunst und nichts mehr mit Literatur zu tun. Das wird auch der Grund sein, warum Frau Anne Schülke, meine Vorgängerin im Vorsitz des Kreises 34 – mit uns 1999 den 30. Geburtstag unserer Gruppe feierte. Diese Feinheiten waren vor 10 Jahren niemandem mehr geläufig.

Die Ausflüge in die Vergangenheit waren nötig, damit ich heute nicht eine Viertelstunde über Türen reden muss. Eigentlich wäre in diesem Jahr eine Ausstellung ohne Thema dran gewesen, denn wir hatten erst im vorigen Jahr das Thema „Strukturen“. Zu einem Thema arbeiten wir satzungsgemäß nur alle 2 Jahre. Aber dann hat uns Frank-Helge Steuer bearbeitet: „wir müssten endlich mal wieder etwas machen, was aus dem Rahmen fällt“. Er motivierte uns, mal die Leinwände zu vergessen und etwas zu schaffen, was man nicht nur an die Wand hängen sondern was man auch hinstellen, in den Raum stellen kann. Also ausgefallen sollte es sein, aus dem Rahmen fallen. Natürlich können Türen, wenns der Teufel will, aus dem Rahmen fallen.

Am Ende langer Diskussionen Anfang des Jahres kam dann eine Mehrheit für das Thema Türen zustande. Über die Tür bzw. Türen als Begriff – läßt sich allerdings auch philosophieren. Viele werden aus der Welt des christlichen Mittelalters den Ausdruck Himmelstür kennen, wer kennt nicht Petrus als Wächter an der Himmelspforte, wo der Volksmund in seinen Witzen gern die Prominenz abblitzen läßt. Und auch die Hölle stellte sich die Christenheit mit Tür und Tor vor. Berühmt in der bildenden Kunst ist das Höllentor von dem großem französischne Bildhauer Rodin. Türen erlauben auch auszuschließen, unter Ausschluß der Öffentlichkeit verhandelt man hinter geschlossenen Türen, wie gerade in Berlin bei den schwarz-gelben Koalitionsverhandlungen.

Türen waren immer schon ein Mittel, Geheimniskrämerei zu betreiben, denken Sie an die Verliese im Mittelalter oder geheime Tapetentüren in den Schlössern der Feudalzeit. Nun, was Sie jetzt hier in unserer Ausstellung sehen können, hat wenig geheimnisvolles oder philosophisches an sich, es handelt sich um richtige Türen, rein materiell-physikalische Türen. Leider ist ein Teil unserer Mitglieder bei diesem Thema ausgestiegen, möglicherweise mit dem Argument: wohin damit, wenn die Ausstellung vorbei ist, aber diese Frage kann man sich ja jedesmal stellen, auch wenn man Bilder oder Skulpturen nicht verkaufen konnte.

Ich halte es für richtig, Sie – neben der Tombola – auf unsere 4 Mitglieder seit 1969 hinzuweisen. Das sind Traute Kelm, Friederike Hammer, Karl-Heinz Haselmeyer und Dieter Reinicke. Diese 4 möchte ich heute mit einer Blume ehren. – Wir haben aber auch sehr aktive, junge Mitglieder, die heute ihre Werke vorstellen, das sind Joana Krause, Christiane Christen und Anna Tarach-Bidlingmaier, es wäre schön, wenn sie sich mal zeigen würden. Nachwuchs ist uns natürlich immer willkommen.

Zu guter letzt, Türen sollte man natürlich lieber nicht schließen sondern öffnen, und wir öffnen heute die Türen für unsere Jahresausstellung. Ich danke Ihnen.