Jahresausstellung 2014 : Vernissage

Kreis 34 – Vernissage 23.11.2014

Rede zur Eröffnung der Kreis 34-Jahresausstellung

von Rainer Lynen
am 23.11.2014 im Künstlerhaus mit Galerie e.V., Göttingen

Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Gäste, liebe Freunde, Freundinnen und Kunstinteressierte, im Namen  des Kreis 34 heiße ich Sie herzlich willkommen –

In diesem Jahr 2014 hatte sich unsere Gruppe, der Kreis 34, kein Thema für die Jahresausstellung gewählt. Gefördert wurden wir in diesem Jahr durch die Stadt Göttingen, den Landschaftsverband Südniedersachsen und die Volksbank Göttingen, wofür wir herzlich danken. Ohne Thema, das kann ich aus Erfahrung sagen, ohne Thema ist man freier bei der künstlerischen Arbeit. Sie als unser Publikum möchte ich mal als hochmotivierte Fans der Kunst allgemein .- oder des einen oder anderen Mitrglieds unserer Gruppe – bezeichnen. Ich erlaube mir also, ein gewisses Wohlwollen Ihrerseits uns gegenüber zu unterstellen.

Unsere als Kreis 34 benannte Künstlervereinigung hatte vor 45 Jahren als Laien-Künstlergruppe mit gemeinsamen Ausstellungen begonnen. Das Bestehen seit 45 Jahren ist vielleicht kein Grund zum Feiern, aber immerhin erwähnenswert. Bei diesem Alter eines Vereins fällt es nicht schwer, sich vorzustellen, dass da auch einige Wechsel und Veränderungen eingetreten sind. Wir hatten Todesfälle,  Eintritte, Austritte und Wiedereintritte, und wir hatten Entwicklungen, sodass ich glaube aussprechen zu dürfen, dass einige unter uns inzwischen als ‚erwachsen’ und als zum Künstler gereift bezeichnet werden dürfen.

An der jetzigen Ausstellung beteiligt sind 16 Künstlerinnen und Künstler. Ich möchte Sie herzlich bitten, mir die sprachlichen Verrenkungen im Zusammenhang mit der Geschlechterdiskussion (im Sinne von ‚liebe Kugelschreiberinnen und Kugelschreiber’) zu ersparen. Mit den Worten Mitglied bzw. Künstler meine ich also immer beide Geschlechter. Für die Statistikfans kann ich noch angeben, dass von den Ausstellungsteilnehmern 9 weiblich und 7 männlich sind, und dass in 3 Fällen ein Migrationshintergrund vorliegt. Beim genaueren Hinschauen ist das bereits im Eingangsbereich erkennbar mit den Arbeiten von Frau Farjadi und Frau Zenhari, beide aus dem Iran. Unsere 2. Vorsitzende, Frau Tarach-Bidlingmaier, stammt aus Polen. Und  alle drei Frauen haben abgeschlossene Kunst-Studiengänge. Ich will Sie jetzt aber nicht mit Statistik und bürokratischer Erbsenzählerei langweilen.

Also zurück zur Kunst und zu den ausgestellten Werken. Sie stammen aus verschiedenen Sparten der bildenden Kunst. Es handelt sich um Skulpturen aus Holz, aus Stein und aus Stahl, bei den Steinen aus dem härteren Serpentin und dem weicheren Speckstein und Sandstein, dann um fotografische Arbeiten, die kleineren Formate sind von Joana Krause und die ganz großen von unserem neuen Mitglied Benjamin Peters, der – neben seinen Assemblagen aus verschiedenen Materialien – großformatige Fotografien auf Aluminiumplatten fixiert anbietet, mit sehr schönen Ergebnissen. Zu der Technik und der Herkunft seiner Motive gibt er am besten selbst Auskunft. Interessante, netzartige Motive aus der Natur zeigt Corinna Bernd fotografisch. Letzlich auch aus Fotografien entstandene, dann aber in vielfältiger Weise überarbeitete Fotodruckkollagen zeigt Greta Mindermann-Lynen. Auch als Kollagen, aber aus natürlichen Materialien – Blättern und Früchten – lassen sich die Arbeiten von Frau Farjadi verstehen.

Unter den übrigen neuen Arbeiten findet sich nicht nur Malerei, es gibt auch einen Farbholzschnitt und Radierungen (von Roxana Zenhari).

Die mir zur Verfügung stehende Zeit reicht nicht aus, alle Teilnehmer an unserer Ausstellung einzeln zu würdigen. Trotzdem möchte ich kursorisch noch ein paar Hinweise geben.

Unter den Malern bei uns gibt es eine Gruppe, bei der jedes Mitglied für sich seinen Stil gefunden hat und daran wiedererkannt werden kann. Dazu gehört  Karl-Heinz Haselmeyer mit zerlegter und neu zusammengefügter Figürlichkeit, Frau Sablotzki-Weise mit großformatigen, von fremdartigen Chiffren durchsetzten Abstraktionen, Frank-Helge Steuer mit anonymen Figuren, die aktiv  einen heiteren Optimismus ausstrahlen, Christiane Christen, die sich nicht scheut, eine sehr malerische Serie mit Motiven aus Venedig zu zeigen, die mal nicht so himmelblau daherkommt, wie man es aus den Brunetti-Filmen und aus den Reiseprospekten kennt, sondern an einem Alltag im November, vielleicht vor ein paar hundert Jahren, als man mehr mit sarazenischen Piraten als mit Touristen kämpfen musste, – ja, und vielleicht gehöre auch ich mit meiner charakteristischen Farbarchitektur zu dieser Gruppe.

Mit meiner Einführung kann ich nur beschreiben, nicht kritisieren. Eine kunstkritische Besprechung bleibt anderen vorbehalten. Wir können auch nicht erwarten, dass Ihnen alles „schmeckt“, was sie hier vorgesetzt bekommen. Es handelt sich bei uns um eine Gruppenausstellung, bei der individuelle Unterschiede eher ganz normal sind. Denken Sie einfach daran, dass Marc Chagall und Pablo Picasso Zeitgenossen waren, die in derselben Stadt lebten, und die heute und jetzt in vielen Museen der Welt auf derselben Etage ausgestellt werden.

In diesem Sinne, mit einer gewissen Toleranz künstlerischer Vielfalt gegenüber, bitte ich Sie, unsere Ausstellung zu betrachten. Sie ist dann hiermit eröffnet.

 

Dr. Rainer Lynen                                                                                                 23.11.2014

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