Societe des Amis des Arts (Pau)

Göttinger Partnerstadt Pau

 

Anläßlich der Ausstellung der Societe des Amis des Arts im Göttinger Künstlerhaus, im Rahmen der Städtepartnerschaft zu Pau, sprach der 1.Vorsitzende Dr. Rainer Lynen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Gäste aus Deutschland und Frankreich. Ich freue mich sehr, heute hier diese Ausstellung eröffnen zu können.
Ganz herzlich begrüße ich auch die Vertreter der Göttinger Stadtverwaltung, des Göttinger Künstlerhauses, der göttinger Deutsch-französischen Gesellschaft, des Club franco-allemand aus Pau, der Societé des Amis des Arts de Pau, und natürlich auch die Mitglieder des Kreis 34, die mitgeholfen haben, diese Ausstellung zu realisieren und deren Sprecher ich bin.
Bitte lassen Sie mich zunächst erklären, warum wir jetzt alle hier sind und was der Kreis 34 denn überhaupt mit der Stadt Pau zu tun hat. Dazu muß man einen Blick in die Vergangenheit werfen. Im Jahr 1983, also vor 21 Jahren, unterzeichneten die Städte Pau und Göttingen ihren Partnerschaftsvertrag. Aus diesem Anlaß reiste damals eine kleine Delegation der Göttinger Stadtverwaltung nach Pau, ebenfalls dabei waren ein paar Mitglieder des damals schon existierenden Kreis 34, die dort eine Gemäldeausstellung ausrichteten.

Das alles wußte ich nicht, als ich 1995 Mitglied des Kreis 34 wurde. Ich erfuhr davon erst, als ich im Jahr 2000 Vorsitzender dieser Künstlergruppe wurde.

Die Anfrage eines früheren Mitgliedes veranlaßte mich, in unserem Vereinsarchiv über die damalige Zeit nachzulesen – und da fand ich dann auch Fotos und Kopien der Zeitungsberichte aus dem Jahre 1983.
Und dann kam das Jahr 2003. Die Partnerschaft der beiden Städte wurde 20 Jahre alt. Eine Notiz darüber im Göttinger Tageblatt war für mich letztendlich der Anstoß, schon 2002 Kontakt nach Pau aufzunehmen, in der Hoffnung, die Städtepartnerschaft auch auf künstlerischem Gebiet wieder aufzufrischen. Eventuell ein gemeinsames Jubiläum zu gestalten – mindestens aber einen gegenseitigen künstlerischen Austausch anzustreben.
Aber dieses Vorhaben gestaltete sich überhaupt nicht so einfach, wie ich es mir in meinem Leichtsinn vorgestellt hatte. Denn ich hatte mich zunächst an falsche Adressen gewandt, meine Anfrage nach Wiederbelebung der Kontakte war bei einem literarischem Zentrum gelandet, wo es wohl erst einmal liegen blieb.

Die richtige Adresse nannte mir dann Frau Ropeter vom Göttinger Oberbürgermeisteramt, es war Frau Helga Tedesco vom Club franco-allemand in Pau.

Frau Tedesco hat in Pau Kontakt aufgenommen zu der großen, dort ansässigen Künstlergruppe Societé des Amis des Arts, hat deren Ausstellungen besucht , Kontakte geknüpft mit dem alten und dem neuen Vorsitzenden, und hat schließlich die französischen Künstler ermutigt, den Weg in den kalten Norden Europas zu wagen.

An dieser Stelle möchte ich mich bei Frau Tedesco ganz herzlich für ihren Einsatz bedanken.

Bedanken möchte ich mich aber auch beim Vorstand des Göttinger Künstlerhausvereins, daß er einer Ausstellung von Künstlern aus der Partnerstadt Pau im Göttinger Künstlerhaus zugestimmt hat, und beim Oberbürgermeisteramt der Stadt Göttingen, in der Person von Frau Ropeter und von Herrn Sterr, die beide unserem Vorhaben eines künstlerischen Austausches zwischen den Partnerstädten sehr aufgeschlossen gegenüber standen.
Zu einer Ausstellung gehört mehr als man gemeinhin wahrnimmt, dazu gehören nicht nur die Kunstwerke und die Künstler, dazu gehören auch der Rahmen, die Verpackung, der Transport, die Versicherung und natürlich ein Termin und ein Ausstellungsraum – na und eben auch die angemessene Gestaltung einer Vernissage.
Die Künstler, die ab heute nun für 5 Tage ihre Werke im Gewölbekeller des Künstlerhauses ausstellen, gehören alle der Vereinigung Societé des Amis des Arts in Pau an. Diese Künstlergruppe möchte ich jetzt noch etwas ausführlicher vorstellen.

Der ehrwürdige Verein der Freunde der Künste wurde bereits im Jahr 1863 gegründet, zählt 400 Mitglieder und ist der älteste Verein des Departments. Ähnlich wie der Göttinger Künstlerhausverein besteht er aus aktiven Künstlern, Ehrenmitgliedern, Förderern und Sponsoren. Der Verein veranstaltet zwei große Ausstellungen im Jahr, zu denen etwa 1500 Besucher kommen. Geplant sind außerdem Ausstellungen in den Rathäusern anderer zum Department gehörenden Gemeinden und den 9 Partnerstädten von Pau.

Ja, 9 Partnerstädte, Sie sehen, Pau ist eine sehr begehrte Partnerstadt. Und Göttingen ist nunmehr die erste, in der jetzt eine solche Ausstellung stattfindet.
Bei den aktiven Mitgliedern der Societé des Amis des Arts handelt es sich einerseits um Künstler von Beruf, – Maler oder Bildhauer – , aber auch um Amateure, die bei namenhaften Künstlern studiert oder sich autodidaktisch weitergebildet haben.

Jedes Jahr erwirbt der Verein ein Kunstwerk, um es dem Städtischen Museum von Pau zu stiften, ein Beispiel dafür ist das Gemälde „Die Baumwollbörse“ von Edgar Degas. Als weitere Eigentümlichkeit ist Bemerkenswert, daß der Verein jedes Jahr sieben Bilder von seinen Mitgliedern aufkauft, um sie unter seinen Mitgliedern zu verlosen.
In der Societé des Amis des Arts sind alle Stilrichtungen vertreten und die verschiedensten Techniken – insofern und in der Mitgliedschaft auch von Laienkünstlern bestehten durchaus Gemeinsamkeiten mit dem Göttinger Kreis 34. An der jetzigen Ausstellung beteiligen sich 16 Künstler aus Pau mit 22 Werken. Drei Künstler aus Pau sind mit nach Göttingen gekommen, es sind dies Madame Colette Girod, Monsieur Guy Deguerre und Monsieur Clément Pujda. Im übrigen ist dies der erste künstlerische Gegenbesuch aus der Partnerstadt Pau in Göttingen, denn seit dem Auftreten des Kreis 34 dort im Jahr 1983 ist in dieser Hinsicht nichts mehr passiert.
Ich freue mich sehr, daß es nunmehr Dank gemeinsamer und überwiegend privater Anstrengungen, das muß ich einfach nochmal sagen, besonders von Frau Tedesco – zu einer Erneuerung der künstlerischen Kontakte gekommen ist. Für die Zukunft wünsche ich mir vor allem ein aufrichtiges Interesse an einer gelebten Städtepartnerschaft, welches auch die künstlerischen Aktivitäten einschließt. Ein Interesse, das uns alle bereichert – jenseits von bürokratischen Hürden und ökonomischen Zwängen. In diesem Sinne wünsche ich der jetzigen Ausstellung viel Erfolg. Sie ist hiermit eröffnet.

Rainer Lynen
2004

Künstlerhaus mit Galerie e.V.
Kreis 34, Gotmarstr.1, 37073 Göttingen